Die Diagnose Hashimoto wird häufig gestellt, aber selten wird die vielschichtige Natur dieser Autoimmunerkrankung wirklich verstanden. Von stillen Entzündungen über toxische Belastungen bis hin zu chronischen Infektionen – die Ursachen von Hashimoto sind komplex. Dieser Artikel beleuchtet die Mechanismen, die hinter der Immunfehlsteuerung stehen, und erklärt, wie Nebennierenschwäche und Antinährstoffe den Verlauf der Krankheit beeinflussen.
Hashimoto wird durch eine Fehlreaktion des Immunsystems ausgelöst, bei der der Körper fälschlicherweise eigenes Gewebe – in diesem Fall die Schilddrüse – angreift. Diese dauerhafte Entzündung führt zu einer allmählichen Zerstörung des Schilddrüsengewebes und einer Unterfunktion (Hypothyreose). Doch die Ursachen für Hashimoto sind komplex und oft tief in verschiedenen körperlichen und emotionalen Stressfaktoren verwurzelt. Lassen Sie uns diese Aspekte detailliert betrachten.
Symptome von Hashimoto
Hashimoto kann sich auf vielfältige Weise äußern, da die Schilddrüsenhormone nahezu alle Körperfunktionen beeinflussen. Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- Müdigkeit und Erschöpfung: Da die Schilddrüse eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel spielt, führt ihre Unterfunktion oft zu ständiger Müdigkeit.
- Gewichtszunahme: Aufgrund des verlangsamten Stoffwechsels kann es ohne eine Veränderung der Essgewohnheiten zu einer Gewichtszunahme kommen.
- Kälteempfindlichkeit: Die Schilddrüse beeinflusst die Thermoregulation, sodass Menschen mit Hashimoto oft übermäßig frieren.
- Depression und Angstzustände: Die Hormonschwankungen können zu emotionalen und mentalen Symptomen wie Depressionen oder Angst führen.
- Trockenheit von Haut und Haaren: Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann die Haut trocken und schuppig machen und zu Haarausfall führen.
- Schwellungen (z.B. im Gesicht oder an den Augenlidern) sowie Verstopfung und Muskelschmerzen gehören ebenfalls zu den Beschwerden.
Ursachen und stille Entzündungen
Hashimoto wird als Autoimmunerkrankung angesehen, aber die Frage bleibt: Warum reagiert das Immunsystem über? Stille Entzündungen sind oft ein verborgener Faktor. Anders als bei akuten Entzündungen, die offensichtliche Symptome wie Rötungen und Schmerzen verursachen, sind stille Entzündungen chronisch und schleichend. Sie führen zu einem dauerhaften Alarmzustand im Immunsystem und tragen maßgeblich zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen bei.
Diese stillen Entzündungen können durch verschiedene Einflüsse ausgelöst werden, wie etwa:
- Toxine: Umweltgifte wie Pestizide, Schwermetalle (z.B. Quecksilber, das in Zahnfüllungen oder Fisch vorkommt) oder Chemikalien aus der Industrie belasten das Immunsystem und fördern Entzündungsprozesse.
- Chronische Infektionen: Bakterien, Viren oder Pilze, die nicht ausreichend bekämpft werden, können latente Infektionen verursachen, die wiederum das Immunsystem anheizen.
- Antinährstoffe: Diese Substanzen kommen in Lebensmitteln wie Getreide (z.B. Phytinsäure) oder Hülsenfrüchten vor. Sie behindern die Aufnahme wichtiger Nährstoffe und stören die Zellfunktionen. Dies kann das Immunsystem schwächen und die Entzündungsneigung erhöhen.
Stress im Immunsystem und emotionale Belastungen
Nicht nur physische Faktoren wie Toxine oder Infektionen spielen eine Rolle, auch emotionaler und mentaler Stress kann zu einer Dysregulation des Immunsystems führen. Chronischer Stress führt zur Überproduktion von Cortisol, einem Stresshormon der Nebennieren. Auf Dauer kann dies zu einer Nebennierenschwäche führen. Normalerweise fungiert Cortisol als eine Art „Stoßdämpfer“ im Immunsystem, der Überreaktionen bremst. Ist die Cortisolproduktion jedoch erschöpft, reagiert das Immunsystem überempfindlich und greift im schlimmsten Fall körpereigene Strukturen an – ein Prozess, der bei Hashimoto oft beobachtet wird.
Der emotionale Stress wirkt sich ebenfalls auf das zentrale Nervensystem aus und beeinflusst über den Vagusnerv die Immunantwort. Studien zeigen, dass Menschen, die unter hohem emotionalen Stress stehen, häufiger Autoimmunerkrankungen entwickeln, da der andauernde Kampf-oder-Flucht-Modus die Immunbalance stört. Die Nebennierenschwäche verstärkt diese Wirkung noch weiter.
Chronische Infektionen als Auslöser
Viele Betroffene von Hashimoto haben eine Vorgeschichte mit chronischen Infektionen, wie z.B. das Epstein-Barr-Virus (EBV) oder eine Borreliose-Infektion. Diese Erreger bleiben oft in einem latenten Zustand im Körper und führen zu schleichenden Entzündungsreaktionen, die das Immunsystem über Jahre hinweg beschäftigen. Die Dauerbelastung kann die Immunzellen fehlleiten, sodass sie die eigenen Gewebe als Feinde erkennen.
Antinährstoffe und deren Einfluss
Eine oft übersehene Ursache für stille Entzündungen sind Antinährstoffe. Besonders in Getreide und Hülsenfrüchten kommen Substanzen vor, die die Aufnahme von essenziellen Vitaminen und Mineralstoffen verhindern, wie z.B. Phytinsäure. Sie bindet Kalzium, Eisen und Zink und macht diese für den Körper unzugänglich. Diese Nährstoffe sind jedoch entscheidend für die Immunfunktion. Ein langanhaltender Mangel führt zu Zellschäden und erhöht die Anfälligkeit für Entzündungen.
Pyridoxin-Glucoside, die in Getreide vorkommen, hemmen die Bioverfügbarkeit von Vitamin B6, einem wichtigen Co-Faktor für den Immunstoffwechsel. Ein Mangel an Vitamin B6 kann die Immunantwort auf Infektionen verschlechtern und stille Entzündungen fördern.
Nebennierenschwäche als Verstärker der Autoimmunität
Die Nebennieren produzieren Cortisol, das den Entzündungspegel im Körper reguliert. Bei einer chronischen Überlastung durch physischen oder emotionalen Stress kommt es zu einer Nebennierenschwäche. Die Nebennieren sind dann nicht mehr in der Lage, ausreichend Cortisol zu produzieren, um das Immunsystem zu beruhigen. Dadurch wird die Entzündungsreaktion ungebremst, und das Risiko für Autoimmunreaktionen steigt. Ohne den „Stoßdämpfer“ Cortisol reagiert das Immunsystem überempfindlich, was Hashimoto-Symptome verschlimmern kann.
Ganzheitliche Betrachtung für eine gezielte Behandlung
Hashimoto ist eine vielschichtige Erkrankung, die mehr als nur die Schilddrüse betrifft. Stille Entzündungen, chronische Infektionen, Toxine, Antinährstoffe und emotionaler Stress spielen alle eine Rolle in der Entwicklung und Verstärkung dieser Autoimmunerkrankung. Um das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ist eine ganzheitliche Therapie notwendig, die sowohl physische als auch psychische Belastungen berücksichtigt. Eine Entlastung der Nebennieren, eine Entgiftung von Toxinen und eine Reduktion von Antinährstoffen in der Ernährung können helfen, das Immunsystem zu beruhigen und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
In einem späteren Text werde ich mich mit der Diagnostik, Therapie und vor allem mit erweiterten integrativen biologisch-medizinischen Ansätzen befassen.
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