Calcium & Calciummangel: Wie viel Calcium brauchen wir wirklich?

Calcium ist an zahlreichen Zellfunktionen und Stoffwechselprozessen im menschlichen Organismus beteiligt. Calcium ist zusammen mit Phosphat eines der Hauptbestandteile von Knochen und Zähnen. Im Immunsystem ist im Rahmen von Abwehrreaktionen an der Aktivierung des Komplementsystems beteiligt. Darüber hinaus spielt Calcium eine wichtige Rolle bei der Übertragung neuromuskulärer Impulse, der Blutgerinnung und am Säuren-Basen-Gleichgewicht.

Die Mechanismen der Aufnahme von Calcium durch den Darm, Einbau in den Knochen und Ausscheidung werden über das Parathormon aus der Nebenschilddrüse, über Calcitonin aus den C-Zellen der Schilddrüse und mithilfe von Vitamin D gesteuert.

Täglicher Bedarf: Wie viel Calcium brauchen wir?

Der tägliche Bedarf an Calcium für einen Erwachsenen beträgt etwa 1 Gramm, für Kinder und Jugendliche etwa 1,2 Gramm. Allerdings kann sich die Resorptionsquote im Darm erheblich variieren, weshalb der täglich Bedarf auch beträchtlich abweichen kann. Sinkt der Calciumgehalt in der Nahrung, steigt die Resorptionsquote. In der Nahrung ist Calcium vor allem in Milch und Milchprodukten enthalten, aber auch in Nüssen und grünem Gemüse wie Brokkoli. Die Empfehlungen bezüglich des Verzehrs von Milchprodukten sind jedoch nicht einheitlich. Über den Calciumgehalt sind hinaus sind weitere Stoffwechselvorgänge von Bedeutung, wie zum Beispiel die Bindung von säurehaltigen Stoffwechselprodukten mit Verlust von Calciumionen. Bei geringerem Caliumgehalt in der Nahrung wurden wechselseitig höher Resorptionsquoten (Aufnahmefähigkeit) des Magen-Darm-Traktes beobachtet. Hierbei spielt nicht nur Vitamin D eine wichtige Rolle. Durch die Verwendung von Kunstdüngern und industriell hochgezüchteten Landwirtschaftsprodukten kann der Calciumgehalt erheblich vermindert sein. Bei Tomaten beispielsweise kann der Gehalt bis um 500 Prozent vermindert sein.

Calciummangel – Ursachen

Am häufigsten wird ein Calciummangel (Hypokalzämie) durch hormonelle Störungen (Parathormonmangel) verursacht. Falsche Ernährung und unzureichende Einstrahlung von Sonnenlicht auf die Haut führt dagegen zu einem Mangel an Vitamin-D. Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel ist notwendig für die Funktion des Parathormons und die Aufnahme im Darm. Vitamin-D-Mangel gehört zu den wichtigsten Ursachen für einen Calciummangel.

Außerdem führen folgende Störungen zu einem Calciummangel:

  • Hypoparathyreoidismus
  • Magnesiummangel (z. B. durch Alkohol)
  • Verdauungsstörungen
  • Vitamin-D-Mangel
  • chronische Niereninsuffizienz
  • Hyperphosphatämie
  • vermehrte Ablagerung von Calcium im Knochen
  • chronisch persistierende Infektionen mit Vitamin-D-Umwandlung

Symptome bei Calciummangel

Das Beschwerdebild bei Calciummangel ist äußerst vielseitig. Die Ausprägung der Symptome richtet sich nach Dauer und Intensität des Calciummangels. Calciummangel stört die Zellmembranfunktion und die Erregungsübertragung in den Nerven sowie die Muskelfunktion.

Symptome bei Calciummangel sind:

  • Muskelkrämpfe (Tetanie)
  • „Kribbeln, Ameisen laufen und Pelzigkeitsgefühl“
  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzinsuffizienz
  • Kreislaufschwäche (Hypotonie)
  • Haarausfall
  • Brüchigkeit der Nägel
  • Durchfall
  • Verdauungsstörungen
  • Trockene Haut
  • Ekzeme
  • gestörte Zahnentwicklung
  • gestörte Knochenstoffwechsel
  • Katarakt (grauer Star) beider Augen
  • Inkontinenz

Bei länger bestehendem Calciummangel können Psychosen und Halluzinationen auftreten. Sind Kinder von einem Calciummangel betroffen, können Intelligenzdefekte auftreten.

Behandlung bei Calciummangel

Bei akutem Calciummangel wird Calcium intravenös verabreicht. Möglicherweise benötigen Patienten Unterstützung beim Atmen. Chronischer Calciummangel wird zunächst mithilfe von Calcium- und Vitamin-D Präparaten behandelt. Die Therapie muss regelmäßig kontrolliert und die Medikation angepasst werden.

Langfristig, nachdem Störungen im Calcitonin und Parathormonhaushalt ausgeschlossen wurden, bestehen im Bereich der biologischen Medizin verschiedene Möglichkeiten, den Körper bei der Regulation des Calciumhaushaltes zu unterstützen. Vorrangig ist die Überprüfung und Behandlung von chronisch persistierenden Infektionen (Borrelien verstoffwechseln D-25, häufig ist dann gleichzeitig D-1-25 auffällig hoch) und Darmfunktionsstörungen.

Am nachhaltigsten ist die Behandlung eines Calciummangels durch eine ursachenorientierte Therapie. Wohl am häufigsten sind mittlerweile chronisch aktive Entzündungen des Magen-Darm-Traktes durch unterschiedliche Auslöser wie:

  • Nahrungsunvertäglichkeiten,
  • Belastungen durch Toxine und Erreger und
  • immunologische Störungen

geworden. Sie sind nicht selten Ursache von Resorptionsstörungen mit unzureichender Aufnahme von Magnesium aus der Nahrung bei Leaky-Gut-Syndrom (durchlässige Darmwand). Es entsteht hierdurch ein unter anderem ein Calciummangel.

Symptome bei Calciumüberschuss

Der Calciumüberschuss (Hyperkalcämie) kann auftreten, wenn mehr Calcium aufgenommen wird, als die Nieren ausscheiden können:

  • Nierenerkrankungen
  • erhöhte Abgabe bzw. Resorption von Calcium aus den Knochen in das Blut
  • Überdosierung von Vitamin D
  • übermäßige Calciumzufuhr
  • Hyperparathyreoidismus
  • Immobilisation bei langer Bettlägerigkeit
  • Lithium-Therapie
  • Einnahme von Thiazid-Diuretika
  • maligne Tumore

Endokrine Erkrankungen im Zusammenhang mit Calcium

In seltenen Fällen können endokrine Erkrankungen, wie Akromegalie, Nebennierenrindeninsuffizienz, Phäochromozytom oder Hyperthyreose als Ursache infrage kommen. Zur Unterscheidung dient die Bestimmung des Parathormons PTH. Hyperkalzämie mit erhöhtem Parathormon kann auftreten bei:

Hyperparathyreoidismus Lithium-Therapie

Hyperkalzämie mit erniedrigtem Parathormon ist festzustellen bei:

Malignen Tumore Überdosierung von Vitamin D Hyperthyreose Immobilisation

Eine hyperkalzämische Krise kann lebensbedrohend sein. Chronischer Calciumüberschuss führt zu schwerwiegenden Störungen. Es können viele Organe durch die Hyperkalzämie betroffen sein. Zu den Auswirkungen gehören:

  • erhöhte Urinproduktion bei gleichzeitiger Abnahme des Urinvolumens,
  • Herzrhythmusstörungen,
  • Hypertonie
  • Arteriosklerose
  • Gelenkbeschwerden,
  • Verkalkung von Weichteilgeweben
  • Muskelschwäche
  • Knochenschmerzen
  • Knochenverformungen und Brüche
  • Müdigkeit
  • Durst
  • Gewichtsverlust
  • Schlafstörungen
  • Erbrechen
  • Verstopfung
  • Pankreatitis (selten)
  • Darmgeschwüre
  • Konjunktivitis
  • Depression
  • Psychosen
  • Koma

Die Gefahr einer hyperkalzämischen Krise besteht ab Calciumwerten über 3 mmol/l. Symptome sind:

  • Nierenversagen,
  • Herzrhythmusstörungen und
  • Bewusstseinseintrübungen bis hin zum Koma.

Ausgelöst werden kann diese bei vorbestehender Hyperkalzämie durch Flüssigkeitsmangel (Austrocknung) oder Bettlägerigkeit oder auch einer Behandlung mit Thiazid-Diuretika.