Das Sattelgelenksyndrom

Das Sattelgelenksyndrom, auch als Rhizarthrose bezeichnet, ist eine degenerative Erkrankung des Daumensattelgelenks (Articulatio carpometacarpalis pollicis), die durch Verschleißerscheinungen des Gelenkknorpels gekennzeichnet ist. Dieses Gelenk, das den Daumen mit dem Handgelenk verbindet, ermöglicht eine breite Beweglichkeit, einschließlich Greifen und Opponieren (das Entgegenstellen des Daumens zu den Fingern), was essentiell für die Feinmotorik ist.

Ursachen und Pathophysiologie

Die Rhizarthrose entwickelt sich typischerweise durch eine Überbelastung oder altersbedingte Abnutzung des Gelenkknorpels, was zu Knorpeldegeneration führt. Das Sattelgelenk ist besonders anfällig, da es eine hohe Beweglichkeit und damit verbunden eine hohe mechanische Belastung aufweist. Auch genetische Faktoren oder Vorerkrankungen wie rheumatoide Arthritis können eine Rolle spielen. Der Abbau des Knorpels führt zu einer direkten Reibung der Knochen, was Schmerzen und Entzündungen verursacht.

Der Verschleiß des Knorpels geht mit Veränderungen an den angrenzenden Knochenstrukturen einher, wie subchondraler Sklerose (Verdichtung des Knochens unterhalb des Knorpels), Bildung von Osteophyten (Knochenauswüchse) und Gelenkspaltverengung. Die chronische Entzündung kann wiederum zur Bildung von Synovitis (Entzündung der Gelenkschleimhaut) führen, was den Schmerz verstärkt.

Symptome

Die häufigsten Symptome des Sattelgelenksyndroms sind:

  • Schmerzen im Bereich des Daumenansatzes, insbesondere bei Greif- und Drehbewegungen.
  • Schwellung und gelegentlich eine sichtbare Deformität des Gelenks.
  • Kraftverlust im Daumen, was das Halten und Greifen von Gegenständen erschwert.
  • Steifheit des Gelenks, besonders nach Ruhephasen.
  • In fortgeschrittenen Fällen kann es zu einer deutlichen Instabilität des Gelenks kommen, was die Beweglichkeit weiter einschränkt.

Diagnostik

Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt. Der Arzt kann durch gezielten Druck auf das Daumensattelgelenk (z.B. im Grind-Test) Schmerzen auslösen, was auf eine Rhizarthrose hinweist. Radiologische Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen zeigen die typische Gelenkspaltverschmälerung, Osteophyten und subchondrale Sklerose. In bestimmten Fällen kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich sein, um Entzündungsprozesse oder Weichteilschäden genauer zu beurteilen.

Therapieoptionen

Die Behandlung der Rhizarthrose kann konservativ oder operativ erfolgen, abhängig vom Schweregrad der Symptome und der funktionellen Einschränkung.

Konservative Therapie

  1. Physiotherapie und Ergotherapie: Spezielle Übungen zur Kräftigung der Handmuskulatur und zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit können helfen, die Belastung auf das Sattelgelenk zu verringern. Auch der Einsatz von Hilfsmitteln wie Daumenorthesen kann die Stabilität des Gelenks unterstützen und den Schmerz reduzieren.
  2. Medikamentöse Therapie:
    • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können Schmerzen und Entzündungen lindern. Diese sollten jedoch nicht langfristig eingenommen werden, um Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Probleme zu vermeiden.
    • Kortison-Injektionen in das Gelenk können kurzfristig eine deutliche Schmerzreduktion bewirken. Die entzündungshemmende Wirkung von Kortison ist stark, sollte jedoch aufgrund der möglichen Nebenwirkungen (z.B. Knorpelabbau) nur begrenzt eingesetzt werden.
    • Neuere Entwicklungen umfassen Hyaluronsäure-Injektionen zur Verbesserung der Gleitfähigkeit des Gelenks. Hyaluronsäure ist eine natürliche Substanz, die im gesunden Gelenk als Schmiermittel dient. Studien zeigen, dass sie in frühen Stadien der Arthrose die Gelenkfunktion verbessern und Schmerzen lindern kann.
    • Biologika oder Plättchenreiches Plasma (PRP): Es gibt Hinweise darauf, dass PRP-Injektionen, die aus körpereigenem Blut gewonnen und in das Gelenk injiziert werden, regenerative Prozesse fördern können.
  3. Schienen und Orthesen: Das Tragen von speziell angefertigten Daumenschienen kann das Gelenk entlasten, indem es in einer neutralen Position gehalten wird. Dies verringert den Druck auf die Gelenkflächen und minimiert die Schmerzen, besonders bei alltäglichen Tätigkeiten.
  4. Wärme- und Kältetherapie: Wärme kann die Durchblutung fördern und die Muskeln entspannen, während Kälte entzündungshemmend wirkt und Schwellungen reduziert.
  5. Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel: Einige Patienten berichten über eine Besserung durch entzündungshemmende Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist (z.B. Fischöl). Auch Glucosamin und Chondroitin werden häufig als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt, um den Knorpelaufbau zu unterstützen. Die Evidenz für diese Substanzen ist jedoch umstritten.

Operative Therapie

Wenn die konservativen Maßnahmen keinen ausreichenden Erfolg zeigen und die Lebensqualität stark beeinträchtigt ist, können operative Eingriffe in Betracht gezogen werden. Die häufigsten Operationsmethoden sind:

  1. Resektionsarthroplastik (auch LRTI genannt): Dabei wird der erkrankte Gelenkknochen (das Trapezium) entfernt und durch körpereigenes Gewebe, oft eine Sehne, ersetzt. Dies schafft ein stabiles, schmerzfreies Gelenk, wobei die Beweglichkeit in der Regel erhalten bleibt.
  2. Gelenkersatz (Endoprothese): In schwerwiegenden Fällen kann der Einsatz einer künstlichen Gelenkprothese erwogen werden. Der Gelenkersatz wird meist aus Metall und Polyethylen gefertigt und kann die Funktion und Beweglichkeit des Gelenks wiederherstellen.
  3. Arthrodese (Gelenkversteifung): Bei dieser Methode wird das Sattelgelenk operativ versteift. Dies führt zu einer vollständigen Schmerzlinderung, allerdings geht die Beweglichkeit des Daumens verloren. Diese Methode wird meist bei jüngeren Patienten gewählt, die starke körperliche Arbeit verrichten müssen.

Nachsorge und Prognose

Nach einer operativen Behandlung sind physiotherapeutische Maßnahmen essenziell, um die Beweglichkeit und Kraft des Daumens wiederherzustellen. Die vollständige Genesung kann mehrere Monate dauern, abhängig von der Art des Eingriffs und dem Heilungsverlauf.

Die Prognose der Rhizarthrose ist individuell verschieden. In frühen Stadien kann die konservative Therapie oft eine deutliche Verbesserung der Symptome bewirken. Bei fortgeschrittenen Stadien bieten chirurgische Eingriffe in der Regel eine gute Schmerzreduktion und Funktionswiederherstellung, obwohl gewisse Einschränkungen in der Beweglichkeit oder Kraft des Daumens verbleiben können.

Das Sattelgelenksyndrom ist eine häufige degenerative Erkrankung, die durch den Abbau des Gelenkknorpels zu Schmerzen und Funktionsverlust im Daumen führt. Die Behandlung reicht von konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie, Schienen und Medikamenten bis hin zu operativen Eingriffen wie der Resektionsarthroplastik oder Gelenkversteifung. Die Wahl der Therapie hängt vom Schweregrad der Erkrankung und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Frühzeitige Intervention kann helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.

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