Nicht immer verursachen Hormonveränderungen spürbare Beschwerden, weil sie sich langsam entwickeln. Doch unter hoher körperlicher und seelischer Dauerbelastung kann es zu einem Einbruch unserer hormonellen Regulationsmechanismen kommen, früher als unter normalen Verhältnissen von Anspannung und Entspannung.
Positiver und negativer Stress als Auslöser für Hormonstörungen
Im Allgemeinen werden Situationen, die positiv, herausfordernd, neu und Erfolg versprechend empfunden werden, als Eustress bezeichnet. Negativ Erlebtes, wie unvorhersehbare, mehrdeutige und unkontrollierbare Situationen sowie Momente, in denen man einer Bewertung ausgesetzt ist (Vortragstätigkeit, Vorstellungsgespräche) erzeugen den so genannten Disstress. Hier gerät bei Dauerbelastung die hormonelle Regulation außer Kontrolle. Die wachsende Zahl gesundheitlicher Beschwerden basiert auf durch chronischen Stress erworbenen Mangelzuständen und Störungen von Gehirnbotenstoffen (Neurotransmittern) und Stress-Hormonen.
Die Forschung konnte inzwischen zeigen, wie wichtig die Ausgewogenheit dieser Stoffe für Psyche und auch für den allgemeinen Gesundheitszustand ist. Deshalb wird von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) Stress auch als eine der größten Gesundheitsgefahren dieses Jahrhunderts eingestuft. Die hormonelle Balance ist auch eng gekoppelt an die Ernährung, an Bewegung, an Umweltgifte aus der Nahrung oder aus der Luft. Die hormonelle Balance bestimmt über die Gesundheit und den Erfolg im Leben!
Was sind Hormone eigentlich?
Hormone sind Botenstoffe, die Informationen von einem Organ zum anderen übertragen. Sie sind der Weg, auf dem die Zellen unseres Körpers miteinander kommunizieren und funktionieren. Wie wir uns fühlen, wie wir aussehen, ob wir gesund oder krank sind – vieles davon wird von den Hormonen bestimmt.
Typischerweise werden die Hormone in Hormondrüsen gebildet und dann über den Blutkreislauf zu den Zielorganen transportiert. Hormone bestehen aus unterschiedlichen Substanzen, wie Aminosäuren, Fettsäuren oder Eiweißen. Steroidhormone, z.B. unsere Geschlechtshormone, leiten sich vom Cholesterin ab. Sie können aufgrund ihrer Fettlöslichkeit problemlos durch die Zellmembranen gelangen und fügen sich im Innern der Zellen an ein Rezeptoreiweiß wie ein Schlüssel in ein Schloss. Dieser sog. Hormon-Rezeptor-Komplex gelangt dann in den Zellkern und regt die Ablesung der Gene an. So werden spezifische Arbeitsstoffe wie z.B. Enzyme gebildet und die lebenswichtigen Prozesse in der Regulation des Körpers in Gang gehalten.
Welche Funktionen erfüllen Hormone?
Beispiele für hormonelle Steuerung sind
- der Zuckerstoffwechsel,
- der Fettstoffwechsel,
- der Schilddrüsen-Regelkreis,
- der Menstruationszyklus der Frau,
- die Sexualfunktion bei Mann und Frau und
- die Anpassungsfähigkeit an Angst und Stress.
Daneben steuern die verschiedenen Hormone aber noch wesentlich mehr Prozesse im Körper und können – einmal aus dem Gleichgewicht geraten – verschiedenste Symptome hervorrufen. Deswegen gehen wir hier in einigen Artikel näher auf die einzelnen Hormone und deren Funktion ein.
Übersicht: Die wichtigsten Hormone im Überblick
- Estradiol: Wirkt auf Haare & Haut, wird oft bei Wechseljahrsbeschwerden oder Schlafstörungen getestet
- Estriol: Wirkt auf die Darm-, Blasen- und Atemwegsschleimhäute, wird oft eingesetzt bei Darmfunktionsstörungen oder Atem- und Harnwegsinfektanfälligkeit
- Progesteron: Wirkt auf Gehirn, Gebärmutter und Prostata, sollte bei PMS, innerer Unruhe und Stimmungsschwankungen getestet werden
- Testosteron: Wirkt auf Herz, Muskeln, Knochen und Bänder, ein Test ist angezeigt bei Ängstlichkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsschwäche, Libidomangel
- DHEA: Wichtige Vorstufe für weitere Hormone, mitverantwortlich für den Stressabbau. Sollte bei Infektanfälligkeit, erhöhtem Stresslevel und Abgeschlagenheit in Betracht gezogen werden.
- Cortisol: Mitverantwortlich für Aufrechterhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit, Tests angezeigt bei Verdacht auf Nebennierenschwäche, Erschöpfung, Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Melatonin: Wirkt sich auf die Schlafqualität aus, sollte bei Schlafstörungen getestet werden.
Was tun bei hormonellem Ungleichgewicht?
Keine Sorge: Ein hormonelles Ungleichgewicht lässt sich in den meisten Fällen nachhaltig behandeln, mit Folgeschäden ist in der Regel nicht zu rechnen.
Wichtig zur richtigen Behandlung ist es, herauszufinden, welche Hormone aus dem Gleichgewicht geraten sind – wir raten dringlichst davon, anhand der gängigsten Symptome auf einen bestimmten Mangel zu schließen und ohne vorherigen Test darauf zu behandeln.
Bei Verdacht auf eine Hormonstörung sollte also zuerst ein Hormontest erfolgen. Dieser kann in seltenen Fällen beim Hausarzt erfolgen (sofern der Hausarzt die entsprechende Qualifikation aufweist), je nach Beschwerdebild beim Facharzt, oder auch per Speicheltest ganz einfach zuhause.
Je nach Testergebnis können dann die richtigen Maßnahmen zur Behandlung gewählt werden – diese gehen von klassischer Hormongabe, über naturidentische Hormone bis hin zu einer „einfachen“ Ernährungsumstellung oder Anpassungen im Lebensstil.