Myofasziale Schmerzen

Myofasziale Schmerzen sind Beschwerden, die ausgelöst werden durch eine „Erkrankung“ der Muskeln bzw. deren Faszien (myofaszial). Sie werden durch sogenannte Triggerpunkte verursacht, die nicht am Entstehungsort (Triggerpunkt), sondern an anderen Körperstellen Schmerzen auslösen können. Diese fortgeleiteten Schmerzphänomene nennt man Projektionsschmerzen.

Dieses Schmerzgeschehen ist häufiger als man denkt: Einer der bekanntesten Projektionsschmerzen ist sicher der ausstrahlende Schmerz in den linken Arm bei einem Herzinfarkt. Aber auch der Schläfenkopfschmerz bei Schulter und Nackenverspannungen ist ein typischer Projektionsschmerz vom Spannungstyp und wer kann von sich behaupten, dass er noch nie diese Beschwerden hatte? Diese Beschwerden können auf verschiedene Weise entstehen und verschwinden oft nicht von selbst. Man kann diese Triggerpunkte und damit die entstehenden Schmerzen aber behandeln.

Was sind Triggerpunkte?

Triggerpunkte sind Zentren erhöhter Reizbarkeit im Gewebe, welche auf Druck schmerzempfindlich reagieren und bei Überempfindlichkeit übertragene Schmerzen verursachen. Durch auslösende und unterhaltende Faktoren wie zum Beispiel durch Überbelastung oder Schonhaltung unter Schmerzen wird die Muskulatur mangelhaft durchblutet und mit Sauerstoff versorgt, was wieder zu einem Mangel des Energielieferanten ATP führt. In der Folge zieht sich der Muskel im Bereich dieser minderversorgten Stelle dauerhaft zusammen.

Ist eine solche Verhärtung erst einmal dauerhaft vorhanden, so kann der Muskel noch weniger mit Sauerstoff versorgt und Stoffwechselabbauprodukte abtransportiert werden und das Zentrum des Schmerzgeschehens, der inzwischen entstandene Triggerpunkt erhält sich selbst aufrecht.

Die resultierende Schonhaltung unterstützt zusätzlich die Verspannung anderer Muskelgruppen und birgt die Gefahr der Entstehung neuer Triggerpunkte.

Was kann die Ursache für Triggerpunkte sein?

Sowohl in Sport, Freizeit als auch am Arbeitsplatz:

  • Zahnverlust oder Zahnfehlstellung
  • Operationen oder Verletzungen
  • Fehlhaltung z. B. im Sitzen, am Arbeitsplatz oder einseitige Belastung auch beim Sport
  • Fehlhaltung im Schlaf
  • Mangelernährung, Schwermetallbelastung
  • Projektionen durch Funktionsstörungen von inneren Organe, sehr häufig auch Schilddrüse und Kieferhöhlen
  • Psychische Faktoren wie emotionale Spannungen und gestörte Körperwahrnehmung

Wo treten Projektionsschmerzen häufig auf?

  • Rücken
  • Nacken
  • Schulter
  • Becken
  • Waden
  • Schläfenregion
  • Augenregion
  • Stirn
  • Zähne
  • Hinterkopf

Jeder Triggerpunkt hat seine Schmerzzone

Triggerpunkte müssen nicht dauerhaft aktiv sein. Sie können über Jahre hinweg in der Muskulatur symptomlos passiv bleiben, bis auslösende Faktoren, wie Überlastung oder Unterkühlungen, dazu führen, dass die schmerzhafte Reizschwelle überschritten wird.

Triggerpunkte können sowohl durch chronische als auch akute Überlastung der Muskulatur entstehen, zum Beispiel durch eine chronische Überlastung beim nächtlichen Knirschen (Bruxismus) oder durch eine chronische Reizung der Nackenmuskulatur bei Hashimoto-Thyreoiditis. Allzu gern werden die resultierenden Übertragungsschmerzen knöchernen Strukturen oder den Gelenken angelastet.

„Blockade“ der Halswirbel mit „Nerveinklemmung“ ist als Diagnose für den Patienten einfacher und nachvollziehbarer als die Erklärung myofaszialer Triggerpunkte. Sehr häufig sind Triggerpunkte im Hals-Nacken-Bereich ein, ursächlich ausgelöst durch einen Beckenschiefstand, der bedingt durch chronisch muskuläre Kompensation zu Übertragungsschmerzen im oberen Rücken führt.

Prädisponiert für Triggerpunkte sind Patienten, die zu Verspannungen neigen und bewusst oder unbewusst Schwierigkeiten haben, mit Stress fertig zu werden. Psychosomatische Ursachen können ebenso wie Vitamin-, Mineral- und Hormonmangel prädisponierende Faktoren darstellen.

Therapie bei myofaszialen Schmerzen

Neben vielen therapeutischen Möglichkeiten, wie verschiedenen Massagetechniken, Haltungskorrekturen, Entspannungstechniken, molekulare Medizin, sind für den Arzt zwei Techniken hervorzuheben:

  • Injektion und Dehnung,
  • Kältereiz und Dehnung.

Beiden Techniken ist gemeinsam, dass vor der Dehnung der fehlgesteuerte Regelkreis afferenter und efferenter Nervenfasern für einen Moment unterbrochen wird, den der Behandler für eine passive Dehnung des Muskels ausnutzt. Bei der Injektionstechnik wird ein Depot eines Lokalanästhetikums direkt in den Triggerpunkt oder in unmittelbarer Umgebung zu setzen. Anschließend wird der betroffene Muskel passiv gedehnt. Die Kälteapplikation wird mit Chlor-Äthyl-Spray oder einem Kältepack durchgeführt.

Einen ähnlichen Ansatz hat die neuromuskuläre Therapie. Hier werden ebenfalls die schmerzhaften Triggerpunkte manuell aufgesucht und durch eine kurze Druckbehandlung von 10 bis 20 Sekunden behandelt. Beim Lösen des schmerzhaften Pressdruckes erfolgt eine reflektorische Mehrdurchblutung des verhärteten Muskelgewebes mit Abtransport der aufgestauten und übersäuerten Stoffwechselabbauprodukte.

Häufig verkannte Symptome

Häufig wird einfach nicht daran gedacht, dass die aktuellen Beschwerden mit einer myofaszialen Ursache in Verbindung stehen. Alltägliche Beschwerdebilder sind:

  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Taubheitsgefühl
  • Schwindel
  • Konzentrationsstörungen
  • Herzrasen
  • Engegefühl im Brustkorb
  • Wadenkrämpfe

Wenn Sie solche Beschwerden haben und bisherige Behandlungen nicht geholfen haben, dann wenden Sie sich an einen Spezialisten für Myofaszialtherapie.

Zusammenfassung der Behandlungsmaßnahmen

Hier noch einmal kurz zusammengefasst die Behandlungsmaßnahmen bei der myofazialen Therapie:

  1. Ursachenbeseitigung   
  2. Manualtherapie   
  3. Injektion   
  4. Wärmebehandlung   
  5. Unterstützende Eigenübungen