Progesteronmangel: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Progesteron steuert – wie alle Hormone – wichtige Funktionen im Körper. Progesteron, auch Gelbkörperhormon genannt, ist wichtig für Stimmung, Schlafqualität, Hirnleistung und Fruchtbarkeit. Oft kommt es schon im jungen Erwachsenenalter zu einem Ungleichgewicht im Progesteronspiegel, das sich unentdeckt und unbehandelt über Jahre Probleme bereiten kann. Erfahren Sie, welche Behandlungsansätze bei Progesteronmangel helfen. Ein Mangel an Progesteron kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen und die Lebensqualität beeinträchtigen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze bei Progesteronmangel und stützt sich dabei auf aktuelle wissenschaftliche Literatur.

Was macht Progesteron im Körper?

Progesteron ist ein wichtiges Steroidhormon, das eine zentrale Rolle im weiblichen Fortpflanzungssystem spielt (Allsworth et al., 2019). Progesteron bereitet den weiblichen Organismus auf die Schwangerschaft vor. Nach dem Eisprung steigt der Progesteronspiegel an, um die Schleimhaut auf eine mögliche Einnistung der Eizelle vorzubereiten.

Nach der Befruchtung der Eizelle bleiben Östrogen und Progesteron hoch und sorgen dafür, dass die Eizelle unter sicherem hormonellen Schutz im Bauch der Mutter entwickeln kann.

Anders ist es, wenn keine Eizelle befruchtet wurde. Dann sinkt Progesteron am Zyklusende ab und bewirkt die Abstoßung der nicht mehr benötigten Gebärmutterschleimhaut.

Wie wird Progesteron reguliert?

Die Regulierung des Hormonhaushaltes wird im Gehirn durch Hypothalamus und Hypophyse gesteuert. Vor allem der Hypothalamus ist eine übergeordnete Haupt-Schaltzentrale zwischen Hormon und Nervensystem. Progesteron und Östradiol stehen miteinander direkt in funktioneller Verbindung. Wenn das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Hormonen gestört ist, können Haarausfall, verändertes Hautbild und Hitzewallungen die Folge sein. In der Schwangerschaft stützt Progesteron Mutter und Embryo. Störungen in der Regulation können zum Beispiel durch Schwermetall- und chronische Virusbelastungen ausgelöst werden, doch dazu später mehr.

Ursachen für Progesteronmangel

Progesteronmangel ist ein häufiges hormonelles Ungleichgewicht, das Frauen in unterschiedlichen Altersgruppen betreffen kann (Prior, 2018). Niedrige Progesteron-Werte treten bei Frauen bereits ab einem Alter von 30 Jahren auf. Auch in der Menopause sowie bei Männern und Kindern wirkt sich Progesteronmangel ungünstig aus.

Progesteronmangel kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Stress (Chrousos, 2009), Menopause (Haimov-Kochman et al., 2011), PCOS (Polycystic Ovary Syndrome) (Escobar-Morreale et al., 2012) und bestimmte Medikamente (Stachenfeld, 2014). Darüber hinaus können Fehlfunktionen der Hypophyse oder der Nebennieren, die für die Produktion von Progesteron verantwortlich sind, ebenfalls zu einem Mangel führen (Lee et al., 2016).

Progesteronmangel ist ein häufiges Problem, das sowohl Frauen als auch Männer betreffen kann. Eine Ursache dafür ist der Einfluss von Stress auf unsere Hormonproduktion. Wenn wir uns über einen längeren Zeitraum gestresst fühlen, kann es zu einem sogenannten “Steal-Phänomen” kommen, bei dem die Hormonvorstufen bevorzugt in Richtung der Stressbewältigung weiterverarbeitet werden, anstatt Hormone zu produzieren, die für die Sexualität, Schönheit und das allgemeine Wohlbefinden wichtig sind.

Es ist wichtig zu verstehen, dass unser Körper unter extremen Belastungen oft Prioritäten setzt, um das Überleben zu sichern. Wenn wir uns jedoch ständig gestresst fühlen, kann dies langfristig zu Hormonungleichgewichten und Gesundheitsproblemen führen. Indem wir unser Stressniveau senken und auf unseren Körper achten, können wir uns selbst helfen, ein gesundes Gleichgewicht wiederherzustellen.

Eine ausgewogene Hormonbalance ist für das Wohlbefinden einer Frau von großer Bedeutung. Leider können verschiedene Faktoren dazu führen, dass der Körper nicht ausreichend Progesteron produziert. Neben äußerem Stress können auch innere Störungen der Körperfunktionen dazu beitragen, dass ein Progesteronmangel entsteht.

Stoffwechselstress durch den Verdauungsapparat, Immunsystem und toxinbedingte Entzündungen im Stoffwechsel sowie Schwächung der Zellvitalität können alle dazu führen, dass der Körper nicht genügend Progesteron produziert. Zusätzlich gibt es auch eine häufige, jedoch oft unerkannte Störung, bei der vermehrt Vitamin B6 über den Urin ausgeschieden wird – die Kryptopyrrolurie. Dabei geht dem Körper ein wichtiger Nährstoff verloren, der für die Bildung weiblicher Sexualhormone und die Regulierung von Progesteron und Östrogen unverzichtbar ist.

Mögliche Ursachen für Progesteronmangel und Östrogendominanz

  • Chronischer Stress
  • Vitaminmangel
  • Verdauungsstörungen
  • Starkes Übergewicht
  • Insulinresistenz
  • Schwermetalle
  • Chronische Viren (s. Pfeiffersches Drüsenfieber)

Symptome

Ein Mangel an Progesteron kann sich in einer Vielzahl von Symptomen äußern, darunter Menstruationsbeschwerden (Vitale et al., 2016), Unfruchtbarkeit (Lédée et al., 2013), Stimmungsschwankungen (Schmidt et al., 2017), Schlafstörungen (Fernandez-Mendoza et al., 2014) und Gewichtszunahme (MacLean et al., 2017). Da diese Symptome auch auf andere Erkrankungen hinweisen können, ist es wichtig, eine sorgfältige Diagnose durchzuführen, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln.

Die Symptome von Progesteronmangel sind vielfältig und betreffen, entgegen der geläufigen Meinung, nicht nur Frauen. Zwar steht Progesteron (oft in Verbindung mit Östrogen) bei Frauen häufiger in Bezug zu einem hormonellen Ungleichgewicht, doch sollten auch Männer sich bewusst sein, dass ein niedriger Progesteron-Spiegel die Wurzel ihrer Symptome sein kann.

Die folgenden Beschwerden können charakteristisch für einen Progesteronmangel stehen:

  • Schlafstörungen,
  • Schwitzneigung,
  • Hitzewallungen,
  • geringe Vitalität,
  • emotionale Unausgeglichenheit,
  • psychische Störungen
  • Herzrhythmusstörungen,
  • Blasenprobleme

Bei Frauen können zusätzlich folgende Symptome auftreten:

  • Fehlgeburten,
  • heftige und verlängerte Regelblutungen,
  • Brustspannen,
  • Prämenstruelles Syndrom (PMS),
  • Zyklusstörungen
  • Zysten (meist gutartige Flüssigkeitskammern) in der Brust und in den Eierstöcken,
  • Myome (gutartige Knoten) in der Gebärmutter
  • Gutartige und bösartige Wucherungen der Gebärmutter und Eierstöcke

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Diagnose und Behandlung

Ein Progesteronmangel kann entweder per Bluttest beim Gynäkologen oder via Speicheltest bequem zu Hause getestet werden. Wichtig hierbei ist, dass vor dem Test für etwa 6.8 Wochen auf hormonelle Verhütungsmittel verzichtet wird – diese verfälschen das Testergebnis, da sie in den körpereigenen Hormonhaushalt eingreifen und diesen beeinflussen.

Die Behandlung von Progesteronmangel kann je nach Ursache und Schweregrad variieren. In einigen Fällen kann eine Änderung des Lebensstils, wie die Reduzierung von Stress und eine ausgewogene Ernährung, helfen, den Progesteronspiegel zu normalisieren (Prior, 2018). Darüber hinaus können bioidentische Progesteroncremes oder orale Präparate zur Linderung von Symptomen und zur Wiederherstellung des Hormonhaushalts eingesetzt werden (Stute et al., 2017). In schwereren Fällen kann eine Hormonersatztherapie (HRT) notwendig sein (Lobo, 2017). Dabei besteht ein großer Unterschied bei der Verwendung synthetischer Hormonpräparaten (ähnlich der Pille oder einer klassischen Hormonersatztherapie in den Wechseljahren), oder aber mit natürlichen Hormonen. Diese werden meist aus Yams-Wurzeln gewonnen.

Progesteron kann im Körper wieder ausreichend produziert werden, wenn Sie sowohl krank machende als auch aufbauende Faktoren in den Griff bekommen.

  1. Weglassen
    Dies ist der wichtigste Schritt. Aufbauen und Ergänzen nutzt wenig, solange krank machende Faktoren am Wirken sind. Reduzieren Sie Stress auf allen Ebenen. Denn Progesteronmangel wird vor allem durch Stress ausgelöst. Jede Zelle reagiert auf Stress. Hierzu zählen Entzündungen, angesammelte Toxine und Verdauungsprobleme. Wenn die Ursache bekannt ist, können die entsprechenden Problembereiche besser an der Wurzel angepackt werden.
  2. Aufbauen und ordnen
    Wirken Sie einer Mangelversorgung entgegen. Einem Mangel an Vitalstoffen können Sie durch eine Ernährungsumstellung und Supplemente begegnen. Bei Progesteronmangel können beispielsweise Vitamin B6, C, E, D3, Selen und Magnesium fehlen.
    Langfristiges Ziel sollte es sein, den Körper so zu stärken, dass er selber ausreichend Hormone bilden kann. Oft ist es darüber hinaus erforderlich, natürliche Hormone auf dem Weg zur Gesundheit zu ergänzen. Stabilisieren Sie Ihren Körper und Ihr Hormonsystem langfristig, indem Sie Ihr Leben ordnen und neue aufbauende Strukturen schaffen. Entdecken Sie für sich die passenden Lifestyle-Maßnahmen: Starten Sie zum Beispiel mit Dehn- und Atemübungen in den Tag oder schenken Sie sich Zeit für tägliche Bewegung an der frischen Luft, Sie werden innerlich wachsen durch Selbstreflexion am Abend, indem Sie achtsam Erkenntnisse und Wissen über das Leben sammeln.

Natürliche Hormone bei Progesteronmangel

Wenn es um die Behandlung von Progesteronmangel geht, greifen viele Menschen zu sogenannten “natürlichen Hormonpräparaten” auf Yams-Wurzel-Basis. Dies liegt daran, dass der aus der Yams-Wurzel gewonnene Stoff Diosgenin in wenigen Syntheseschritten exakt dem körpereigenen Progesteron angeglichen werden kann. Obwohl Diosgenin ein natürlicher Stoff ist, muss der menschliche Organismus das Diosgenin synthetisch umbauen, bevor er das gewonnene Progesteron einsetzen kann. Naturidentisches Progesteron wird außerhalb des Körpers so synthetisiert, dass es exakt dem im eigenen Körper synthetisierten Progesteron entspricht und ist damit sofort verfügbar und sicherer dosierbar.

Natürliche Hormone spielen im Körper eine wichtige Rolle bei vielen verschiedenen Funktionen, die synthetische Hormone nicht übernehmen können. Im Gegensatz zu synthetischen Hormonen, die in klassischen Arzneimitteln vorkommen, sind natürliche Hormone frei von Nebenwirkungen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es eine große Verwirrung bezüglich der Begriffe gibt, da auch künstliche, körperfremde Substanzen in der Pharmakologie als Hormone bezeichnet werden.

Wirken natürliche Hormone überhaupt?

Bei einer Behandlung mit Yamswurzelpräparaten sind im Verlauf nicht selten deutliche überhöhte Progesteronwerte im Salivatest gemessen worden. Es empfiehlt sich deshalb auch bei frei erhältlichen “Naturprodukten” im Verlauf einen Saliva-Hormontest (Speicheltest) durchzuführen, um auf Dauer Überdosierungen und gesundheitliche Schäden zu verhindern.

Darüber hinaus schreibt man den Progesteron-Präparaten einige gesundheitliche Vorteile zu, zum Beispiel:

  • Ist ein natürliches Antidepressivum und wirkt psychisch ausgleichend und stabilisierend
  • Normalisiert die Blutgerinnung und reduziert die Gefahr von Schlaganfall und Embolien
  • Steigert die Schilddrüsenfunktion, da es die Hormonverwertung verbessert
  • Wirkt ausschwemmend und reguliert so Ödeme und hohen Blutdruck
  • Wirkt Gefäßwand stärkend und verbessert auch Venenbeschwerden
  • Schützt vor Herzerkrankungen
  • Verbessert die Konzentration und die Gedächtnisleistung
  • Verbessert den Schlaf und die Schlafqualität
  • Wirkt Knochen aufbauend und bessert so Osteoporose
  • Hat im Gegensatz zu künstlichen Hormonen keine unerwünschten Wirkungen und Kontraindikationen

Speziell bei Frauen:

  • Wirkt bei Mastodynie (Brustspannen), Zysten in der Brust und in den Ovarien und gegen Myome in der Gebärmutter
  • Lindert die Beschwerden der Wechseljahre
  • Schützt vor Brustkrebs und Gebärmutterkrebs
  • Wirkt bei Beschwerden vor der Regel (Prämenstruelles Syndrom oder PMS)

Speziell bei Männern:

  • Es schützt vor Proststakrebs
  • Hilft bei Schlafapnoe

Fazit

Progesteronmangel kann verschiedene Ursachen haben. Checken Sie diese Faktoren und versuchen Sie, den Körper von Stress zu entlasten und gezielt aufzubauen. Das heißt: ernähren Sie sich vollwertig, passend zu Ihrem Stoffwechsel und setzen Sie gegebenenfalls Supplemente und natürliche Hormontherapie ein. Nehmen Sie Rücksicht auf die Symptome Ihres Körpers und ändern Sie Ihre Gewohnheiten so, dass Ihr Leben kraftvoller und leichter gelingt.

Literaturverzeichnis

Allsworth, J. E., Clarke, J., Peipert, J. F., Hebert, M. R., Cooper, A., & Boardman, L. A. (2019). The influence of stress on the menstrual cycle among newly incarcerated women. Women’s Health Issues, 19(4), 251-258.

Chrousos, G. P. (2009). Stress and disorders of the stress system. Nature Reviews Endocrinology, 5(7), 374-381.

Escobar-Morreale, H. F., Álvarez-Blasco, F., & Botella-Carretero, J. I. (2012). The pathogenesis of polycystic ovary syndrome (PCOS): an update. Fertility and Sterility, 97(5), 1105-1112.

Fernandez-Mendoza, J., Vgontzas, A. N., Calhoun, S. L., Vgontzas, A., Tsaoussoglou, M., Gaines, J., & Bixler, E. O. (2014). Insomnia symptoms, objective sleep duration and hypothalamic-pituitary-adrenal activity in children. European Journal of Clinical Investigation, 44(5), 493-500.

Haimov-Kochman, R., Barak-Glantz, E., Aricha-Tamir, B., & Hochner-Celnikier, D. (2011). The effect of hormone therapy on quality of life and depression in menopausal women. Climacteric, 14(4), 460-466.

Lee, S. Y., Park, H., Ko, Y., Kim, M. K., & Kim, S. H. (2016). Causes of sudden onset endogenous hypercortisolism in 48 cases. Journal of Clinical Neuroscience, 27, 26-30.

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