Fibromyalgie (FMS)

Mit zunehmendem medizinischem Interesse werden die Zusammenhänge zwischen immunologischen- (Immunabwehr) und neuroendokrinen Störungen (Nerven- und Hormonsystem) bei vielen chronischen Erkrankungen beobachtet. Die klassische Schulmedizin steht den immer häufiger anzutreffenden Fällen von chronischem Fibromyalgie (FMS), Erschöpfungs-Syndrom (CFS) und Überempfindlichkeiten auf Chemikalien, Lebensmittel und Umwelt-Smog recht ratlos gegenüber, während alternative Heilansätze teilweise vielversprechende Ergebnisse liefern.

Die Häufigkeit der Fibromyalgie ist mit 2–13 % in der Bevölkerung hoch, wobei vor allem Frauen betroffen sind. Zugleich ist die Komorbidität (gleichzeitiges Auftreten) mit anderen Erkrankungen ist außerordentlich hoch: besonders mit Depressionen, Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS) und Colon irritable.

Symptome bei Fibromyalgie

Man spricht nach der Definition der ACR (American College of Rheumatology Criteria) von Fibromyalgie, wenn unbestimmte Schmerzen an 11–18 Weichteilpunkten („Tender Points“) über mehr als 3 Monate bestehen.

Bei der Mehrheit der Patienten ist die Fibromyalgie mit einer Reihe anderer Funktionsstörungen verbunden:

  • Schlafstörungen,
  • Erschöpfbarkeit und Leistungsschwäche
  • Migräne,
  • Kopfschmerzen
  • Reizdarmsyndrom
  • interstitielle Zystitis
  • Dysmenorrhoe
  • Sicca-Symptomatik (Mundtrockenheit)
  • Raynaudphänomene
  • Morgensteifigkeit
  • Depressionen
  • Angststörungen
  • kognitive Einbußen (Kurzzeit-Gedächtnis, Konzentrationsschwäche)
  • multiple Überempfindlichkeitsreaktionen (Chemikalien, Lärm, helles Licht, Geruchsstoffe, Nahrungsmittel, Farbstoffe, Konservierungsstoffe)

Die Fibromyalgie beginnt in der Regel schleichend mit allmählicher Zunahme der Beschwerden. Häufig nimmt die Fibromyalgie auf eine Infektion, entzündliche Erkrankung, hohen psychischen Stress oder eine Operation ihren Lauf.

Am häufigsten tritt die Fibromyalgie zusammen mit dem Reizdarmsyndrom auf (in 63 – 81 % der Fälle), vorwiegend mit wechselnder Symptomatik (75 %), seltener mit Obstipation allein (19 %) oder mit ausschließlich mit Diarrhö (6 %).

Patienten mit rheumatischen Autoimmunerkrankungen Lupus erythematodes, Morbus Bechterew oder Rheumatoider Arthritis leiden in 20 – 25 % der Fälle gleichzeitig unter Fibromyalgie.

  • CFS
  • CFS + FMS
  • CFS + MCS
  • CFS + FSM – MCS

Komorbidität von Symptomen bei CMI-Patienten [nach Ciccone, 2003]

Fibromyalgie – Ursachen und Entstehungsfaktoren

Viele der krankhaften Immunreaktionen lassen sich bei Fibromyalgie, CFS und CMI nicht in die herkömmlichen Muster von Autoimmunreaktionen und Allergien einordnen. Auffallend ist jeweils eine Fehlsteuerung der Entzündungsmechanismen des Immunsystems in Form einer Dysbalance (Fehlsteuerung) der Toleranzmechanismen. Als Auslöser der Fehlsteuerung kommen neben Bakterien, Viren und Umweltgiften auch Fehlernährung und psychische Faktoren infrage.

Untersuchungen der Herzfrequenzvariabilität (HRV: Heart Rate Variability) haben gezeigt, dass bei der Fibromaylgie eine ungesunde Dysbalance der Sympatikusaktivität vorliegt und der Parasympathikus blockiert ist. Im Vordergrund stehen bei der Entstehung der Fibromyalgie vor allem genetische Auffälligkeiten des Serotoninsystems (5HT).

Auch bei

  • Schlafstörungen
  • Angsterkrankungen
  • Erschöpfungssyndrom
  • Migräne oder
  • Reizdarmsyndrom

treten genetische und funktionelle Auffälligkeiten des Serotoninsystems gehäuft auf.

Auslöser für Fibromyalgie sind Stressfaktoren wie

  • Infektionen (Eppstein-Barr-Virus und weitere Herpesviren, Borrelien, Q-Fieber, Parvovirus)
  • Unfälle
  • Stress
  • psychische Traumata

Der mangelhafte und nicht erholsame Schlaf bei Fibromyalgie begünstigt einen Abfall des Wachstumshormons, welches fast ausschließlich in der Tiefschlafphase produziert wird. Davon abhängig ist die Bildung von DHEA in den Nebennieren.

Je niedriger die Serotoninkonzentration im Zentralen Nervensystem (ZNS), desto geringer sind Schlaftiefe und Schlafqualität. Ebenso nimmt bei niedrigem Serotonin auch das Maß der Schmerzempfindung zu.

Das häufigere Vorkommen von Fibromyalgie bei Frauen hängt auch damit zusammen, dass Frauen weniger Serotonin produzieren. Dazu kommt bei Frauen mittleren Alters der fortschreitende Östrogenabfall mit daraus folgenden niedrigen Spiegeln an Serotonin und Noradrenalin.

Verschiedene Studien haben gute Behandlungserfolge mit 5-HTP bei Fibrpmyalgie gezeigt. 5-HTP ist eine Bluthirnschrankengängige Vorstufe von Serotonin. Diese nahezu nebenwirkungsfrei Substitutionsbehandlung war ebenso effektiv wie die Therapie mit tricyclischen Antidepressiva vom (TCA) oder Antidepressiva vom MAO-Inhibitortyp.

Weil bei Dunkelheit das Serotonin unter Mitwirkung von SAM (S-Adenosylmethionin) in Melatonin umgewandelt wird, wird bei längeren Dunkelperioden ein Serotoninmangel mit Winterdepression begünstigt.

Bei der Behandlung der Fibromyalgie mit Melatonin haben sich positive Ergebnisse gezeigt, die auf

  • die schlaffördernde Wirkung, 
  • die Hemmung der entzündlichen NO-Synthese (hemmt seinerseits die Serotoninsynthese),
  • die zentrale Antioxidanswirkung
  • den antidepressiven Effekt und
  • die leichte antikonvulsive Wirkung

zurückgeführt werden.

  • TNF-α
  • IL-1
  • IL-6
  • IL-8
  • IL-2
  • IFN-γ
  • IL-10

Zytokincharakteristika bei Chronic Multisystem Illness (CMI), www.praxis-hechler.de

Mediator Symptomatik

  • Interleukin-1β Hyperalgesie, Fatigue, Fieber, Schlafstörungen, Myalgien Hemmung von Substanz P, Stimulation durch Katecholamine (NA/A)
  • TNF-α stimuliert ACTH, Prolaktin ans hGH, hemmt TSH ans LH, Stress, Regulation der SP-Expression, stimuliert REM Schlaf, Fieber, Schmerz, Stimulation durch NA/A
  • IL-1Ra Stress, hemmt IL-8 Expression, blockiert IL-1 IFN-y Stress, Anxiety, Myalgien, hemmt SP, Hemmung durch NA/A, hemmt Serotoninsynthese
  • IFN-α Fatigue, kognitive Störungen
  • IL-2 Myalgien, kognitive Dysfunktion, Depression, blockiert HPA-Aktivierung
  • IL-6 Stress, Fatige, Hyperalgesie, Schmerz, Depression, Stimulation durch SP und NA/A, aktiviert seinerseits Sympathikus
  • IL-8 vermittelt sympathogenen Schmerz, Stimulation durch SP
  • IL-10 blockiert Schmerz und Katecholamine; Gegenspieler von IFN-γ Hemmung NK-Zellaktivität, Hemmung T-Zellproliferation

Zytokinassoziation mit CMI-Symptomen

Unser Gesundheitswesen ist heute vor allem auf die Akutbehandlung ausgerichtet und hat einen hohen Standard bei der Behandlung von Infektionserkrankungen, bei chirurgischen Eingriffen und Stabilisierung erkrankter Körpersysteme in der inneren Medizin erreicht. Den Erfolgen, die hier erreicht wurden, steht ein dramatischer Anstieg bei den chronischen Erkrankungen sowie Beschwerdebildern mit chronischen Entzündungen wie Fibromyalgie und chronischer Erschöpfung wie beispielsweise CFS mit psychischen Symptomen gegenüber.

Über die Ursachen für chronische Multi-System-Erkrankungen wird in medizinischen Fachorganisationen sehr kontrovers diskutiert. Bei all der Medikamenten-Gläubigkeit (Antibiotika, Antidepressiva, etc.) wird oft zu wenig Beachtung geschenkt, dass eine ungesunde Ernährung und Defizite im Vitalstoffhaushalt, steigende Schadstoffbelastungen, die zunehmende Komplexität von Fremdstoffen (u. a. auch die stark ansteigende Belastung mit Nano-Partikel), Bewegungsmangel, Reizüberflutung und Stress in Kombination mit genetischen Voraussetzungen zu erheblichen Dysbalancen und Fehlfunktionen im Immunsystem und der Immunabwehr führen können.