DHEA – das Anti-Stresshormon

DHEA (Dehydroepiandrosteron) erlangt im Hinblick auf die stressreichen Lebensbedingungen der heutigen westlichen Industrienationen zunehmendes gesundheitliches Interesse. Dehydroepiandrosteron ist in der Lage, das klassische Stresshormon in Schach zu halten: das Cortisol. Auch das DHEA wird wie das Kortison in der Nebenniere gebildet und wird ebenso wie dieses durch das ACTH gesteuert.

DHEA ist ein wichtiger Vorläufer der weiblichen und männlichen Geschlechtshormone. Auffällig ist die sinkende Produktion von DHEA mit fortschreitendem Alter ab dem 30. Lebensjahr sowie dessen Mangel bei verschiedenen Erkrankungen.

Diese Substanz wird zum größten Teil in der Nebennierenrinde gebildet. Die Produktion wird wie bei dem Stresshormon Cortisol maßgeblich durch ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) gesteuert, das wiederum aus dem vorderen Teil der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet wird. Mit etwa 70 Lebensjahren beträgt die DHEA-Konzentration nur noch 90 Prozent der anfänglichen Menge.

DHEA Wirkung: Welche Funktionen erfüllt das Hormon im Körper?

DHEA fördert den Muskelaufbau und greift in den Fettstoffwechsel ein. Weiter wirkt DHEA Entzündungen entgegen. Im Gegensatz zu Cortisol wirkt es für das Immunsystem aktivierend. Darüber hinaus wirkt es auf den Menschen motivierend, hat antidepressive Eigenschaften und steigert die Wahrnehmungsfähigkeit.

Außerdem soll DHEA…

  • Die Verbrennung von Körperfett unterstützen,
  • Osteoporose vorbeugen,
  • Krebs- und Herzerkrankungen minimieren,
  • das Immunsystem stärken,
  • die Aktivität der natürlichen Killerzellen des Immunsystems erhöhen,
  • positiv auf das sexuelle Erleben wirken,
  • den Alterungsprozess des Körpers aufhalten und
  • Gedächtnisleistungen positiv beeinflussen (Alzheimersche Erkrankung vorbeugen).
  • Das körperliche und psychische Wohlbefinden verbessern

Wie wirkt DHEA im Körper?

DHEA greift direkt an den Energiekraftwerken unseres Körpers ein, an den Mitochondrien. Mitochondrien sind intrazelluläre Organe (Zellorganellen) und versorgen unseren Körper mit Energie, welche für Voraussetzung dafür ist, dass sämtliche wichtigen biologischen Funktionen wie zum Beispiel Muskelarbeit, Nervenfunktion, Stoffwechselproduktion reibungslos funktionieren.

Bei der Energieerzeugung innerhalb der Mitochondrien wird ein Schritt in der Elektronenübertragung wird durch das DHEA unterbunden. Es blockiert die sogenannte »NADH-Reduktase« und stellt damit den Stoffwechsel unserer Zelle auf eine energiesparsame Gangart. Weil bei dem Elektronentransfer, unvermeidlich freie Radikale entstehen, die das Erbgut, die Blutgefäße und Enzyme attackieren, werden durch die langsamere Gangart weniger Radikale freigesetzt und damit Stress in der Zelle reduziert.

Das DHEA verhindert bzw. reduziert die Bereitstellung dieser Wasserstoff-aktivierten Verbindung, indem es das Enzym Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase unterdrückt. Auf diese Weise drosselt Dehydroepiandrosteron das Kraftwerk unserer Zelle in zweifacher Weise: einerseits verlangsamt es den Elektronentransport in den Mitochondrien selbst, andererseits verhindert es die Versorgung der Mitochondrien mit jenen Brennstoffen, aus denen dann letzten Endes Energie in Form von ATP hergestellt wird.

Unter Stress peitscht das körpereigene Hormon Kortison unser Herz-Kreislauf-System auf. Der Blutdruck steigt, die Pulsfrequenz nimmt zu, ein Mechanismus, der während des Tagesverlaufes immer wieder neu aktiviert wird. Dehydroepiandrosteron arbeitet in direkt dieser Cortisolwirkung entgegen. Wahrscheinlich ist dies auch eine Erklärung, warum bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen der DHEA-Spiegel niedriger ist, als bei gleichaltrigen gesunden Menschen. Für diese Annahme spricht auch folgende Beobachtung: wurde nach einem Herzinfarkt der DHEA-Spiegel nur um 1 µg/ml Serum angehoben, so führte dies zu einer um 50 % besseren komplikationsfreien Überlebenszeit.

Nicht nur im Herz-Kreislauf-System, auch im Gehirn ist das Dehydroepiandrosteron ein Gegenspieler des Stresshormons Kortison. Das DHEA hat gleichzeitig einen schützenden und ernährenden Effekt auf die Nervenzellen. Nicht nur Nebenniere und Eierstöcke, sondern auch die Hirnzellen haben die Fähigkeit, DHEA selbstständig zu produzieren. Vor kurzer Zeit vertrat man noch die Meinung, dass nur Nebenniere, Ovarien oder Hoden Geschlechtshormone freisetzen können. Heute weiß man, dass auch Nervenzellen in der Lage sind, DHEA und Progesteron selbstständig zu produzieren, ein Hinweis dafür, wie wichtig diese Hormone für die Gehirnzellen sind. Während in unserem Körper der Spiegel des Dehydroepiandrosterons am frühen Morgen seinen Höchststand erreicht, steigt er im Gehirn während der Nachtstunden deutlich an.

Neben seiner Funktion als Gegenspieler des Kortisons hat das DHEA noch eine weitere wichtige Aufgabe: Es ist die Muttersubstanz vieler anderer Hormone, die unser Körper ebenfalls benötigt. Da der Körper sowohl Androgene als Östrogene aus DHEA produzieren kann, kann man durch das Verabreichen der Vorstufe dem Körper die Entscheidung überlassen, was er am dringendsten benötigt. Die Dosis sollte jedoch sorgfältig gewählt und geprüft werden. So sind bei Tagesdosierungen über 25 mg bei Frauen, immer wieder erhöhte Androgenspiegel mit Nebenwirkungen wie Akne und fettige Haut zu beobachten. Eine Richtdosis von 25 bis 50 mg bei Männern wird in der Regel sehr gut angenommen.

DHEA weist verglichen mit anderen Steroidhormonen die höchste Konzentration in unserem Körper auf: Kein anderes Steroidhormon liegt in so hoher Blutsättigung vor wie das DHEA. Die Ursache liegt wahrscheinlich in einer »Reservoir«-Funktion dieses Hormons: Es dient nicht nur zahlreichen Zellen und als Hormonvorstufe wie zum Beispiel für Testosteron und Östradiol, sondern es ist eben auch das Baumaterial für das Cortisol, das Hormon des Lebens bzw. Todes. In Lebensgefahr hängt unser Überleben von höchster Leistungsbereitschaft ab. Vor allen anderen Stoffwechselprozessen ist der Körper im Notfall darauf angewiesen, möglichst schnell und effektiv Kortison bereitzustellen. Dieser Notmechanismus hat Vorrang vor allen anderen Syntheseprozessen. Aus diesem Grund kann ein großer Reservepool bestehend aus DHEA lebensrettend für den Organismus sein.

DHEA und Autonomes Nervensystem

Ein Mangel an Dehydroepiandrosteron (DHEA) kann weitreichende Folgen für das autonome Nervensystem und den allgemeinen Gesundheitszustand haben. DHEA, ein Schlüsselhormon in der Stressbewältigung und Energieregulation, dient wie bereits erwähnt als Vorläufer für andere wichtige Hormone wie Testosteron, Progesteron und Östrogen, die essenziell für Vitalität und Stressresistenz sind. Ein Defizit kann daher zu einer Vielzahl von Beschwerden führen, darunter Immunschwäche, Energiemangel, Müdigkeit und eine generelle Anfälligkeit für Stress.

Progesteron, von DHEA abhängig, unterstützt ebenfalls die Stressbewältigung und fördert die psychische Ausgeglichenheit. Es wirkt beruhigend und stabilisierend auf das Gehirn und beeinflusst positiv die Funktion des GABA-Rezeptors. Ein ausgeglichener Progesteronspiegel stärkt somit die Widerstandskraft gegen Stress.

Die dynamische Wechselwirkung zwischen dem autonomen Nervensystem und dem Hormonsystem zeigt sich besonders in Stresssituationen. Der Sympathikus, ein Teil des autonomen Nervensystems, aktiviert in Reaktion auf Stress die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, was zu einer erhöhten Produktion von Cortisol und DHEA führt. Diese Hormone bereiten den Körper auf Herausforderungen vor und versorgen ihn mit der benötigten Energie.

Chronischer Stress jedoch kann diese Balance stören. Eine dauerhaft erhöhte Aktivierung des Sympathikus überlastet die Hormonproduktion, was zu einem Rückgang der Cortisol-, DHEA- und Progesteronspiegel führen kann. Die fortwährende Nachfrage nach Cortisol zehrt an den Nebennierenressourcen und kann einen Zustand der Nebennierenschwäche herbeiführen, während der Bedarf an Cortisol zu Lasten der Progesteronproduktion geht. Die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung dieses Gleichgewichts kann auf diese Weise eine zentrale Rolle in der Behandlung von stressbedingten und hormonellen Störungen spielen.

DHEA Mangel: Symptome

Ein DHEA-Mangel hat zur Folge, dass der Körper nur unter erschwerten Bedingungen Kortison, Testosteron und weitere wichtige Hormone produzieren kann. Dadurch wird ganz offensichtlich die körperliche Leistungsfähigkeit und weitere wichtige Funktionen wie zum Beispiel das Immunsystem geschwächt. Die Konzentration dieses Hormons ist bei 25-Jährigen am höchstens und nimmt im Laufe des Lebens ab. Welche Wirkmechanismen DHEA im Einzelnen hat, ist derzeit wissenschaftlich nur zum Teil geklärt. Eine wichtige Rolle spielt die Substitution von DHEA bei der sogenannten Nebennierenschwäche, eine reversible Erschöpfung der Nebennieren, in der Regel ausgelöst durch chronischen Stress.

Folgende Symptome können auf einen DHEA Mangel hindeuten:

  • Müdigkeit,
  • Antriebslosigkeit,
  • Libidomangel,
  • depressive Verstimmung,
  • Ängstlichkeit,
  • Verlust der Knochenmasse,
  • nachlassende Muskelkraft und Ausdauer,
  • Verschlechterung der Blutfettwerte,
  • Kreislaufbeschwerden,
  • Schlaflosigkeit und
  • zunehmende Hautrockenheit

DHEA Mangel: Diagnose & Behandlung

Die Behandlung des DHEA Mangels ist so komplex wie das Hormon selbst – wichtig ist, dass am Anfang des Maßnahmenplans eine zuverlässige Diagnose steht und dass nicht „auf gut Glück“ behandelt wird.

Die DHEA-Werte lassen sich entweder beim Endokrinologen, beim gut ausgebildeten Hausarzt oder bequem zu Hause per Speicheltest bestimmen.

Ist der DHEA-Wert tatsächlich nachweislich zu niedrig, muss die Ursache für den Mangel gefunden werden. Diese liegt meist in einer Schwächung der Nebenniere begründet – ist dies der Fall, sollte die Nebennierenunterfunktion im Zentrum der Behandlung stehen. Oft kann zusätzlich eine Darmsanierung hilfreich sein, um den Organismus zu entlasten und den Stoffwechsel zu stärken.